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Mit dem Malen hat Gunia spät begonnen. Musik machen war immer seine Leidenschaft. Und diese Leidenschaft hat er vor 25 Jahren zu seinem Beruf gemacht. Dabei hat er über die Jahre seine eigenen musikalischen Nischen geschaffen oder sich in vorhandenen stilsicher eingenistet. Gunias künstlerisches Schaffen war immer voller Veränderungen, Überraschungen und unerwarteter Wendungen. Oft war es gross, plakativ und laut, dann klein, zerbrechlich, dilettantisch. Von Avantgardrock, Jazzrock über Elektro Jazz zu improvisierter Electronic Music und dabei stets auf der Suche nach neuen Ausdrucksformen, vor der Sicherheit, sich auf festgefahrenen Pfaden zu bewegen. Künstlerische Ausflüge in die Geborgenheit einer Stilistik hat er, wenn überhaupt, nur kurzzeitig gemacht.

Begonnen hat in den 1970ern alles mit einer Gitarre und einem Kassettenrekorder. Hier wurden die ersten Looper Experimente gestartet und von dort wurden Bands gegründet, ein Studio gebaut, Tonträger produziert und Konzertreisen in die ganze Welt unternommen. Die Jahre waren laut, schnell, hektisch, voller Energie, zermürbend, aufregend, befriedigend. Gunia ging dabei seinen künstlerischen Weg immer mit seiner Gitarre als Hauptausdrucksmittel, bis es kurz nach der Jahrtausendwende zur radikalen Aufgabe seiner traditioneller Pattern und Muster kam und er tief in die Welt des Experimentierens und der Avantgarde eintauchte. Aber nach all den Musikjahren wiederholte sich so vieles und Gunia spürte immer öfter eine aufkommende Monotonie beim Produzieren von Musik. Und im Jahr 2012 zeigte sich am Horizont zunächst keine musikalische Herausforderung mehr, die er bedeutend genug empfand, um in sie Energie und Zeit investieren zu wollen.

In dieser Phase reiste Gunia 2013 nach Brugge, Belgien. Bei einem Spaziergang durch die Altstadt traf er auf den Maler Johan Lootens, der schon seit Jahren Stadtansichten malte und verkaufte.

An diesem Tag stand Lootens hinter seinen Bildern, spielte Gitarre, voller Energie und Hingabe, während er auf Kunden für seine Bilder wartete. Das war ein beeindruckendes Bild, Lootens ist ein stilsicherer, erfahrener und etablierter Maler, der sich aber nicht scheut sich öffentlich als Gitarrist zu präsentieren. Man kam ins Gespräch und es entstand eine lebendige Diskussion über Malerei, Musik, Abstraktion, Gegenständlichkeit, was man als Künstler darf oder nicht darf, was man muss, was nicht und und wie man als Künstler seinen Lebensunterhalt bestreiten kann. Die Fragen, die Lootens umtrieben, waren im Grunde die gleichen, wie die auf die Gunia während seiner musikalischen Arbeit Antworten suchte.

Aber das Spannende war die Art, wie Lootens als Maler diese Fragen beantworten mochte. Gunia war fasziniert vom anderen, fremden Medium. Farben anstelle von Tönen, Muster statt Tonleitern, Pinsel statt Gitarre, Leinwand statt Lautsprecher und ein fertiges Bild statt der Aufnahme eines Songs. Fasziniert tauchte er noch in der selben Woche in die Welt des Malens ein. Las über bedeutende Künstler, schaute sich Videos an, ging in Ausstellungen und genoss die neue Welt, in der er Laie war. Wie herrlich fühlte es sich für ihn an, bei Null zu starten.

Jetzt hiess es, auf kurzem Dienstweg eine Technik zu entwickeln, die für ihn beherrschbar war und ihm genug Instrumentarium an die Hand gab, um seinem künstlerischen Ausdruck ein visuelles Gewand zu verpassen.

Vom Miniaquarell, über kleinformatige Acrylbilder kam Gunia schnell zur Ölfarbe und tauschte den Pinsel gegen Spachtel ein.

Im Jahr 2014 entstand dann die Serie „Improvisierte Abstrakte“ zu deren Herstellung Gunia die Grundfarben schnell und intuitiv auftrug, um sie dann in wuchtigen oder zarten Bewegungen mit übergrossen Spachteln zu verwischen, auf der Leinwand zu vermischen und so Schicht über Schicht entstehen zu lassen. Die Vorgänge wurden solange wiederholt, bis Gunia das fertige Bild sehen konnte; und dann war Schluss, oftmals schon nach 30 Minuten Malzeit.

Kunsthistorisch nicht wirklich neu, aber für Gunia das Tor zu einer für ihn neuen Welt. Und in dieser neuen Welt, fand er jetzt, Anfang des Jahres, auch seine Musik wieder, denn wie er jetzt malt, hat er die letzten Jahre auch Musik gemacht, intuitiv, stillos, frei von Konventionen und einzig seiner künstlerisch ästhetischen Intuition folgend. Und wenn es jetzt wieder zur Musik geht, heisst es Töne statt Farben, Tonleitern statt Muster, Gitarre statt Pinsel/Spachtel, Lautsprecher statt Leinwand und Songs statt Bilder.